Vorstellung und Kurzbeschreibung:
Das Projekt "Kiebitz im Boot- 3 Einbäume in Oberndorf" steht in Zusammenhang mit dem 2007 eingeweihten Blauen Klassenzimmer.Das Blaue Klassenzimmer, eine Wiese an dem Fluss Oste (Seitenarm der Elbe), bietet der Schule eine ganz eigene Möglichkeit, Natur zu erfahren und zu erleben.
Dieser Ort ist der Knotenpunkt für die drei aus einer lokalen Eiche gestalteten Einbäume:
Die Kiebitz-Schule ist darüber verbunden mit der Oste, und letztlich mit der Großen Welt.
So wurde das erste Boot ("Kiebitz 1") an diesem Ort des Blauen Klasssenzimmers fest installiert: Nicht als ein benutzbares Gefährt, sondern als Landart-Objekt. Der Einbaum ist auf 2 Stangen „aufgespießt“, so dass ein Aufsteigen am Platz bei hohen Flutständen möglich ist. Er bleibt also am Platz bei außergewöhnlichen Umständen beweglich und kann auch anders interpretiert werden, z.B. für die am Deich zeitweilig weidenden Schafe als Trog...
In der Schule wird das zweite Boot ("Kiebitz 2") auf dem Schulhof als Kunst-Spielgerät aufgebaut: Ein also nicht zwangsläufig fertiger, d.h. ausgehöhlter Einbaum, der später noch bemalt werden kann.
Das dritte Boot ("Kiebitz 3") wird als Botschafter unserer Schule mit einem geschnitzten Kiebitzkopf als Galeonsfigur auf Reisen gehen und in der grossen Welt von unserer Achtung vor den vielen Kulturen erzählen, die schon lange vor uns Einbäume gebaut haben und Inspirationsquelle zu diesem Projekt waren. Die Idee des Einbaum als verbindendes Element möchten wir so nutzen und über ihn die Möglichkeit schaffen, fremde Kulturen kennenzulernen.
Unser erster Gedanke war, "Kiebitz 3" wie eine Flaschenpost in die Elbmündung zu geben und ihn so seinem Schicksal zu überlassen. Diesen Gedanken haben wir jedoch u.a. deswegen verworfen, weil er uns dafür viel zu wertvoll ist.
So soll er nun zu unterschiedlichen Schulen in der Welt geschickt werden, die selbst aktiv an unserem Projekt teilnehmen können , indem Sie mit Ihrer Schule gemeinsam weiter an "Kiebitz 3" arbeiten, ihn verändern und ergänzen.
Nach einer festgesetzten Zeit soll er dann weiter gegeben werden. Vielleicht schafft er es so auch in ein Land, aus dem wir während des Projekts Filme über den Einbaum-Bau gesehen haben.
Unsere Achtung vor diesen unterschiedlichen Kulturen mit ihren besonderen Techniken ist ihnen gewiss. Sie waren Inspirationsquellen zu diesem Projekt.
Boote fahren von einem Ort zum anderem, sie werden von Menschen gebaut, gesteuert, transportieren diese und verschiedenste Waren. Auf Wasserwegen gibt es Austausch, über immer weitere Entfernungen. Vor allem fremde Kulturen können sich gegenseitig kennenlernen.
In unserem Projekt erfuhren wir auch etwas über unsere Vorfahren, von der Jungsteinzeit, über das Mittelalter bis in die jüngere Vergangenheit. Hier waren Filme hilfreich, die z.B. einen mittelalterlichen Nachbau oder die Entstehung eines Kinder-Einbaums in Papua-Neuguinea zeigten.
Handgreiflich erspürten wir die Leistung dieser Menschen, ein solches Boot mit teilweise einfachsten Werkzeugen herzustellen.
Gestaunt werden konnte über die immense Vielfalt an Formen und Spezialisierungen im Laufe der Zeit und in unterschiedlichsten Weltgegenden.
Der Aspekt des gemeinsamen Handelns wurde an diesen Beispielen deutlich und übertragen auf die Kiebitzschule. Möglichst viele der an der Schule Beteiligten erhielten die Gelegenheit, bei diesem Projekt mit Hand anzulegen. Lehrer und Eltern, nichtpädagogisches Personal, Freunde und Förderer kamen mit in's Boot.
So sind gemeinsame Boote entstanden, die Spuren von allen tragen.
Alle haben sich so unter ganz anderen Bedingungen kennengelernt. Hier gab es manche Überraschung, nicht nur für viele Jungs, die die oft erstaunlichen handwerklichen Fähigkeiten und Entwicklungen der Mädchen anerkannten.
Die Vorentwürfe für die 3 verschiedenen Einbäume sind vom Projektleiter festgelegt, aber im Lauf des Projekts weiter entwickelt worden, den Fähigkeiten aller Beteiligten angepasst. So flossen auch Formgestaltungsideen der Kinder mit ein, die ein Bewusstsein für die Form eines ganzen Bootes bekommen hatten.
Für eine spätere Bemalung des Schulhof-Bootes gestalteten einige Kinder Skizzen. Auch für die "Galeonsfigur" des Schulbotschafters "Kiebitz 3" zeichneten sie Entwürfe, die der Projektleiter bildhauerisch umsetzte.
Die Arbeit an den Einbäumen fand aus praktischen Gründen zum größten Teil in der Schule statt (Schulhof)- in Kleingruppen.
Jede Gruppe erhielt eine Einführung in die jeweils nötige Technik, bei der der Schwerpunkt auf der sicheren Handhabung der scharfen Werkzeuge liegt. Dabei kamen altersmäßig und individuell unterschiedliche Handwerkzeuge zum Einsatz:
Beil, Spaltkeile, Hammer, Dechsel, Bildhauerbeitel und Klöppel, chinesischer Ziehhobel, Ziehklinge. Wie schaffen wir es auch mit wenig Körperkraft, ein schweren Stamm umzusetzen (Hebelgesetz ganz praktisch...)
Begonnen wurde mit der Arbeit am größten Einbaum. Damit es am Arbeitsplatz nicht zu eng wurde, begannen wir bald mit dem Bau des nächsten Einbaums, immer auf den vorherigen Erfahrungen aufbauend.
Gearbeitet wurde mit 3 Stammabschnitten aus einer frisch gefällten Eiche, entsprechend der Größe des angestrebten Einbaums.
Die Schüler erfuhren handgreiflich, welche Vorbereitungen nötig sind, bis der erste Schlag den Stamm verändert.
Die momentanen Fähigkeiten der Kinder wurden weiter entwickelt und entsprechend eingesetzt.
In Anbetracht mehrerer kaum genau vorauszusehender Unwägbarkeiten und um den finanziellen wie zeitlichen Rahmen überschaubar zu halten, war von vornherein geplant, dass der Projektleiter weitergehende Eigenarbeit bei Bedarf einsetzen sollte, z.B. zum schnelleren Fortkommen auch einige Motorsägenschnitte machte.
Zielgerichtetes Arbeiten wurde trainiert.
Begeisterung für ein Ziel entstand.
Geduld bei Arbeit ohne den schnellen Knopfdruck. Wie gehen wir mit auftretenden Problemen um?
Größere Zusammenhänge konnten erahnt werden. Von "Wo kommt das Material Holz her?" bis "Welche Arbeitsschritte sind nötig?" und "Was haben die drei Boote miteinander zu tun?"...
Achtung vor "primitiven" Kulturen (Urmenschen, indigene Völker, Ureinwohner).
Handwerkliche Abläufe konnten nachvollzogen werden. (Die Zeitschiene kommt rüber.)
Achtsamer Umgang mit scharfem Werkzeug wurde geübt.
Selbstbewußtsein durch das Geleistete erfahren.
Nach dem praktischen Teil des Projekts, also der Gestaltung der 3 Einbäume, hoffen wir nicht nur auf die Nachhaltigkeit in Bezug auf die Reise von "Kiebitz 3", der uns Kontakte und vielleicht auch Freundschaften in ganz andere Weltgegenden und Kulturen bringen kann.
Der Platz von "Kiebitz 1" im Blauen Klassenzimmer muss von den Schülern weiter im Sinne des Deichschutzes gepflegt werden; und das Boot wird in seinen Veränderungen durch Natur- und Umwelteinflüsse beobachtet werden.
"Kiebitz 2" wurde schon vor seiner endgültigen Aufstellung auf die verschiedenste Weise bespielt und soll noch lange auf seinem Schulhof schwimmen.